Im Abschnitt 2.2 hat sich bei der Vorstellung der verschiedenen Meßmethoden gezeigt, daß es sich bei der Mehrzahl nicht um absolute Verfahren handelt. Ihre Empfindlichkeit gegenüber den Radikalen muß durch Kalibration bestimmt werden, bevor sinnvolle Messungen möglich sind. Nur die Verfahren MIESR und DOAS sind in der Lage, die Konzentrationen direkt aus den gemessenen Spektren abzuleiten.
Die Erzeugung von definierten Radikalkonzentrationen zu Kalibrationszwecken gestaltet sich schwierig. Aufgrund ihrer hohen Reaktivität müssen sie möglichst nahe am Detektor erzeugt werden, da sie sonst an Wänden des Kalibrationssystems (siehe (R.48) und (R.49)) oder in der Gasphase mit anderen Stoffen im Kalibrationsgas reagieren. Das Erstellen von Kalibrationsstandards in Gasflaschen, wie es für andere Spurenstoffe wie CO, NO usw. üblich ist, kommt für Radikale nicht in Frage.
Generell ist das Erzeugen der Radikale kurz vor dem Detektor an sich unproblematisch. Die Schwierigkeit liegt darin, die sehr geringen atmosphärischen Konzentrationen reproduzierbar herzustellen und gleichzeitig möglichst Standardmeßmethoden für einen oder mehrere Parameter der Quelle zu haben, woraus man auf die Radikalkonzentration schließen kann.
Die Herstellung kann nur unter Meßbedingungen erfolgen, da es sonst zu Abweichungen der Radikalempfindlichkeit zwischen realem Meßbetrieb und Kalibration unter Laborbedingungen kommen kann. Das heißt, die Radikale müssen bei Atmosphärendruck, bei etwa Raumtemperatur und in Luft hergestellt werden. Hinzu kommt noch, daß die Radikalwerte über mehrere Minuten Integrationszeit konstant sein sollten.
Wünschenswert ist es, die Radikalquelle möglichst direkt bei Feldmessungen zur Überprüfung des Meßgeräts einsetzen zu können, um im Feld aufgetretene Probleme sofort beheben zu können.