Next: RAYLEIGH und RAMAN-Streuung Up: Mikroskopische Größen Previous: Mikroskopische Größen

Polarisierbarkeit und Dipolmoment

Für die meisten beobachteten Streuprozesse ist der elektrische Dipol die wichtigste Ursache. Selbst wenn ein Molekül kein permanentes  Dipolmoment P hat, ist es doch möglich, daß der Gleichgewichtszustand durch Rotation oder/und asymmetrischer Vibration gestört wird. Eine weitere Ursache eines elektrischen Dipolmoments ist die Induktion. Induzierte Dipolmomente sind die Hauptursache von RAYLEIGH- und RAMAN Streuung. Die elektrische FeldstärkeALT ALT und die magnetische Feldstärke ALT eines harmonisch oszillierenden Dipols im freien Raum für die Polarkoordinaten ALT ist nach z.B. (Long, 1977):

ALT
wobei ALT die Wellenlänge, c die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum, P das Dipolmoment, ALT die dielektrische Konstante ist. j bzw. k sind die Einheitsvektoren in E-Feldrichtung und H-Feldrichtung. Der Betrag des POYNTING Vektors (ALT) entspricht dann der  Irradianz. Bildet man die Ableitung der Irradianz nach dem Raumwinkel (oder der Fläche), erhält man die Zielgröße, die  Radianz I.

Die Dipolstreuung beruht auf dem Dipolmoment, welches definiert ist durch:

ALT
ALT ist die  Polarisierbarkeit (das Deformationsvermögen) des Dipols (Moleküles) und ALTist das von außen angelegte elektrische Feld. Die Polarisierbarkeit ist ein Tensor zweiter Stufe.

Grundsätzlich beruht RAMAN Streuung auf der zeitlich veränderlichen Polarisierbarkeit (dem Deformationsvermögen) des Moleküles gegenüber der auftreffenden Lichtwelle. Bei der Rotation des Moleküles (aber natürlich auch bei der Vibration der Kerne gegeneinander) ändert sich bei Anisotropie die Polarisierbarkeit periodisch. Man betrachtet aus der physikalisch-klassischen Sichtweise die RAMAN Streuung auch als die Folge der Modulation des induzierten Dipolmomentes mit der Rotation- bzw. Vibration des Moleküles.

Die Vernachlässigbarkeit der Vibrations RAMAN Streuung im Rahmen der Modellierung des RING Effektes ist bereits durch (Burrows et al., 1996; Haug, 1996) gezeigt worden. Die Gründe hierfür liegen in der geringeren Effektivität der Vibrations- gegenüber der Rotations RAMAN Streuung sowie der wesentlich größeren Bandbreite. Es werden daher im Folgenden reine Rotationsübergänge untersucht. Für die in Kapitel Strahlungstransport unter Einbeziehung von RRS dargestellte Berechnung der inelastisch gestreuten Strahlung werden die Streuquerschnitte der Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle benötigt. In Hinblick auf den Strahlungstransport in der Erdatmosphäre charakterisieren  Streuquerschnitt und  Phasenfunktion den Streuprozeß vollständig. Der für den Strahlungstransport (siehe Kapitel Strahlungstransport unter Einbeziehung von RRS) benötigte Streukoeffizient ist dann einfach über das Produkt des im folgenden dargestellten Streuquerschnitts und der Teilchenkonzentration zu gewinnen.

Die in dieser Arbeit benutzten spektroskopischen Parameter für RRS und RAYLEIGH Streuung sind in Anhang B dargestellt.



Next: RAYLEIGH und RAMAN-Streuung Up: Mikroskopische Größen Previous: Mikroskopische Größen


Marco Vountas