Für die meisten beobachteten Streuprozesse ist der elektrische Dipol
die wichtigste Ursache. Selbst wenn ein Molekül kein permanentes
Dipolmoment P hat, ist es doch möglich, daß der
Gleichgewichtszustand durch Rotation oder/und asymmetrischer Vibration
gestört wird. Eine weitere Ursache eines elektrischen Dipolmoments
ist die Induktion. Induzierte Dipolmomente sind die Hauptursache von
RAYLEIGH- und RAMAN Streuung. Die elektrische
Feldstärke
und die magnetische
Feldstärke
eines harmonisch oszillierenden Dipols im
freien Raum für die Polarkoordinaten
ist
nach z.B. (Long, 1977):
Die Dipolstreuung beruht auf dem Dipolmoment, welches definiert ist durch:
Grundsätzlich beruht RAMAN Streuung auf der zeitlich veränderlichen Polarisierbarkeit (dem Deformationsvermögen) des Moleküles gegenüber der auftreffenden Lichtwelle. Bei der Rotation des Moleküles (aber natürlich auch bei der Vibration der Kerne gegeneinander) ändert sich bei Anisotropie die Polarisierbarkeit periodisch. Man betrachtet aus der physikalisch-klassischen Sichtweise die RAMAN Streuung auch als die Folge der Modulation des induzierten Dipolmomentes mit der Rotation- bzw. Vibration des Moleküles.
Die Vernachlässigbarkeit der Vibrations RAMAN Streuung im Rahmen der Modellierung des RING Effektes ist bereits durch (Burrows et al., 1996; Haug, 1996) gezeigt worden. Die Gründe hierfür liegen in der geringeren Effektivität der Vibrations- gegenüber der Rotations RAMAN Streuung sowie der wesentlich größeren Bandbreite. Es werden daher im Folgenden reine Rotationsübergänge untersucht. Für die in Kapitel Strahlungstransport unter Einbeziehung von RRS dargestellte Berechnung der inelastisch gestreuten Strahlung werden die Streuquerschnitte der Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle benötigt. In Hinblick auf den Strahlungstransport in der Erdatmosphäre charakterisieren Streuquerschnitt und Phasenfunktion den Streuprozeß vollständig. Der für den Strahlungstransport (siehe Kapitel Strahlungstransport unter Einbeziehung von RRS) benötigte Streukoeffizient ist dann einfach über das Produkt des im folgenden dargestellten Streuquerschnitts und der Teilchenkonzentration zu gewinnen.
Die in dieser Arbeit benutzten spektroskopischen Parameter für RRS und RAYLEIGH Streuung sind in Anhang B dargestellt.