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Auswertung von Modelldaten: O3

  Ozon nimmt eine besondere Rolle in der Auswertung von atmosphärischen Spurengasen im UV ein. Es ist zu erwarten, daß gerade aufgrund der Stärke der (strukturierten) Absorption in einem typischen Auswertungsspektralbereich um 325-335 nm (Teil der sogenannten HUGGINS Banden) die Auffüllung der Gasabsorptionslinien eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Ziel der folgenden Untersuchung ist es, diese Hypothese zu prüfen und zu quantifizieren.
Da aufgrund gut bekannter Klimatologien für Ozon die Bestimmung der Vertikalsäule (VC, engl.: Vertical Column ) mittels Airmassfaktoren  kein prinzipielles Problem darstellt, wird im folgenden ebenfalls die VC ausgewertet. Es ist allerdings zu beachten, daß die Nutzung eines repräsentativen Airmassfaktors für den gesamten Auswertungsspektralbereich gemäß der Standardaufgabe problematisch ist (Burrows et al., 1998a). Daher ist in dieser Arbeit ausschließlich mit dem Konzept des modifizierten DOAS gearbeitet worden. Hierbei wird der Airmassfaktor für alle auszuwertenden Spektralpunkte bestimmt.
Die Untersuchung beschränkt sich auf Modelldaten von gometran, um Auswirkung der Auffüllung unbeeinflußt von anderen Effekten, wie z.B. die Temperaturabhängigkeit der Absorptionsquerschnitte (Eisinger et al., 1996) diskutieren zu können. Die Anwendung auf Modelldaten hat den weiteren Vorteil, daß die Zielgröße, also die Säule des ausgewerteten Gases, bekannt ist.
Zusammenfassung der Modellparameter: Die synthetischen Daten wurden im Wellenlängenbereich zwischen 325 - 335 nm unter Einbeziehung der Absorption von ausschließlich O3 bestimmt. Die Höhenverteilung von Ozon sowie Druck- und Temperaturprofile sind der MPI   Klimatologie (siehe Abschnitt 6) für den Monat August und 75o südlicher Breite entnommen. Die Berechnungen wurden für 90o SZA in Nadirgeometrie für das Standardaerosolszenario durchgeführt. Die Bodenalbedo betrug 1%. Das in die Berechnungen eingehende Sonnenspektrum ist ein GOME Sonnenspektrum (Datenfile: 50827063.el1). Die Airmassfaktoren (siehe Anhang D) für die Überführung von schräger in vertikale Säule wurden mit gometran mit und ohne Berücksichtigung von RRS bestimmt.
Zunächst wurde die Bestimmung der auszuwertenden Modellradianz, des RING Referenz Spektrums und der Airmassfaktoren für eine 40%ige Reduktion des gesamten Ozonprofils (VC = 236.3 DU) durchgeführt.
Resultate
Die DOAS Auswertung erfolgte mit dem Programm kvant von M. Eisinger (Eisinger, 1998). Der durch verschiedene Auswertungsstrategien resultierende Fehler ist definiert als:
ALT

mit ALT dem wahren VC von O3 und dem Auswertungsergebnis ALT. Folgende Tabelle 11.2 zeigt die Auswertungsstrategien sowie die damit verbundenen Fehler in der VC von Ozon.
a) Ohne ohne RRS 9.2 21.7
b) Mit (ohne [O3]) ohne RRS 6.99 16.5
c) Mit (adäquate [O3] ) ohne RRS 0.0 0.0
c1) Mit (inadäquate [O3]) ohne RRS -2.61 -6.2
d) Ohne mit RRS 2.47 5.85
d1) Ohne mit RRS (inadäquate [O3]) -12.35 -29.2
e) Mit (adäquate [O3]) mit RRS -7.26 -17.2
f) Mit (ohne FRAUNHOFERlinien) ohne RRS -1.02 2.4 

Die fettgedruckte Zeile (Strategie c) entspricht der Standardprozedur, die idealerweise durchgeführt wird, um Ozon auszuwerten. Es zeigt sich, daß sich für den Idealfall keine Fehler in der ausgewerteten VC ergeben.
a: Die Vernachlässigung des RING Referenz Spektrums zeigt deutlich den Einfluß des Effekts in diesem Spektralbereich. Es ergibt sich ein Fehler zur wahren VC von etwa 9.2%, was 21.7 DU entspricht. Der Fehler setzt sich zusammen aus dem durch die Auffüllung der FRAUNHOFERlinien sowie der der O3-Absorptionslinien.
Das Vorzeichen des Fehlers ist positiv, was einer Unterschätzung der NO2 Säule entspricht. Die Begründung hierfür liegt auf der Hand: Die fehlende Kompensation durch das RING Referenz Spektrum führt zu weniger tiefen Linien als nötig. Dies wird vom DOAS Algorithmus als geringere Konzentration ausgewertet.
b: Diese Strategie zeigt auf, was für Fehler zu erwarten sind, wenn keine Auffüllung von Gasabsorptionslinien im RING Referenz Spektrum vorhanden ist. Der Fehler beträgt etwa 7%, entsprechend 16.5 DU.
c und d: Strategien c und d demonstrieren, daß die Einbeziehung von RRS in der Bestimmung des Airmassfaktors keine korrekten Ergebnisse liefert. Strategie d zeigt, daß bei Vernachlässigung des RING Referenz Spektrums die durch RRS verursachte Auffüllung im Airmassfaktor den Fehler durch RRS in der Radianz nicht kompensieren kann. Dies erklärt sich mit dem Ergebnis der Strategien a-c: der gesamte Fehler durch Nichtberücksichtigung eines RING Referenz Spektrums betrug etwa 9% (Strategie a), wobei 7% davon auf den Fehler durch Auffüllung der O3-Linien entfielen (Strategie b). Setzt man voraus, daß in diesem Wellenlängenbereich sich die Fehler durch FRAUNHOFERlinien,- und Absorptionslinienauffüllung superpositionieren, so ``verbleiben'' etwa 2.5% für die reine FRAUNHOFERlinien Auffüllung. Dies ist in der Tat der Wert, den man für die Strategie d beobachtet. Untersucht man die Definition des Airmassfaktor (Gleichung D.2) so erkennt man, daß die Verhältnisbildung der Strahlung mit und ohne Absorber zwar die Auffüllung der Gasabsorptionslinien beinhaltet, aber die Auffüllung der FRAUNHOFERlinien sich heraushebt.
Verzichtet man also auf die Einbeziehung des RING Referenz Spektrums, muß gewährleistet sein, daß die Auffüllung der FRAUNHOFERlinien separat im Airmassfaktor miteinbezogen wird.
c1: Ein weiterer Test bestand im Einsatz eines RING Referenz Spektrums, welches für einen deutlich höheren O3 Gehalt (393 DU) bestimmt wurde. Die Anwendung dieses RING Referenz Spektrums erzeugte einen Fehler von 2.5%. Dieser relativ geringe Fehler deutet an, daß stark aufgefüllte RING Referenz Spektren weniger stark aufgefüllte Radianzspektren nicht zu stark beeinflussen. Nicht dargestellte Modelluntersuchungen zeigen, daß dies auch in ähnlicher Weise der Fall ist, wenn die Radianz mit entsprechend erhöhtem O3 Gehalt modelliert wird, aber der Gehalt im RING Referenz Spektrum bei 236 DU bleibt.
d1: Die Strategie d1 zeigt deutlich, wie empfindlich der Airmassfaktor auf eine Konzentrationserhöhung reagiert. Dies geschieht wesentlich stärker als bei der Nutzung eines RING Referenz Spektrums mit falschen Annahmen über den Ozongehalt.
e: Diese Strategie stellt lediglich eine Prüfung der Konsistenz der oberen Ergebnisse dar und zeigt, daß die Einbeziehung von RRS in sowohl dem RING Referenz Spektrum als auch im Airmassfaktor keine korrekten Ergebnisse liefert.
f: In diesem Fall wurde ein konstantes Sonnenspektrum für die Bestimmung des RING Referenz Spektrums angenommen. Der O3-Gehalt wurde korrekt modelliert. Der resultierende Fehler liegt bei nur etwa -1%.
Interessant hierbei ist, daß natürlich das mit der Auswertung verbundene Residuum äußerst groß war. Das Resultat nach geändertem O3-Gehalt zeigt ähnlich kleine Fehler. Dieses Ergebnis zeigt, daß im wesentlich die Kompensation der Auffüllung der O3-Linien Auswirkungen auf die Güte der Auswertung hat.
Die Unterscheidung von O3 und der Auffüllung der O3-Linien durch den DOAS Algorithmus ist möglich, obwohl beide ähnliche spektrale Strukturen aufweisen, da durch RRS sich auf den Linienflanken kleine Vertiefungen ausbilden, die auf den negativen Auffüllungseffekt (siehe Abschnitt 2) zurückgehen.

 



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Marco Vountas