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Modelldaten
Zum Zweck der Orthogonalisierung von zunächst nur Modelldaten
dienten als Eingangswerte für gometran die RING Referenz Spektren für verschiedene
SZA. Im Rahmen der Validation wurde bereits gezeigt, daß die
Amplitude der Auffüllung eine Funktion des SZA ist. Daher kann der
Informationsgehalt eines Ensembles durch einen Satz von RING Referenz Spektren
für verschiedene SZA parametrisiert werden.
Zu diesem Zweck wurden für verschiedene SZA die RING Referenz Spektren mit gometran
bestimmt und dienten als quasi-statistisches Ensemble in zwei
verschiedenen Wellenlängenbereichen: (i) im Bereich der HUGGINS
Banden von Ozon (322-338 nm), (ii) in einem Bereich, der für die
NO2 Auswertung geeignet ist (420-450 nm). Die Berechnungen wurden
unter Einbeziehung der Absorption aller in diesen
Wellenlängenbereichen einflußnehmenden Gase durchgeführt. Die
Höhenverteilung der Spurengaskonzentrationen sowie Druck- und
Temperaturprofile sind der MPI Klimatologie
(siehe Abschnitt 6, Klimatologie ) für den Monat
September und 70o nördlicher Breite entnommen. Die Berechnungen
wurden für elf SZA zwischen 30o und 92o in Nadirgeometrie
durchgeführt. Das in die Berechnungen eingehende Sonnenspektrum ist
ein GOME Sonnenspektrum (Datenfile: 50903113.el1).
Mit Hilfe der Ensemble wurden die Kovarianzmatrix und deren
Eigenwerte sowie Eigenvektoren bestimmt. Die Vorschrift
zur Rekonstruktion der RING Referenz Spektren aus den Eigenvektoren ist:
wobei
der SZA ist. Die Vektorelemente von
und
liegen für die ausgewählten SZA vor. Die Summe wird
über eine bestimmte Anzahl M gebildet, die maximal der Anzahl der
Spektralpunkte L entspricht. Ist M = L, dann ist das
rekonstruierte Ergebnis
exakt. Die unbekannten
Faktoren
sind Dank der Orthonormalität der Eigenvektoren
einfach durch das folgende Skalarprodukt zu bestimmen:
In beiden Wellenlängenbereichen reichten bereits die ersten drei
Eigenvektoren, also solche, die die größten Eigenwerte besitzen. Sie
repräsentieren die RING Referenz Spektren adäquat (besser als 0.1%) und stellen
daher die Hauptkomponenten des Ensemble dar. In funktionaler
Schreibweise ist die Rekonstruktion dann wie folgt gegeben:
|  |
(41) |
An oberer Gleichung ist gut zu erkennen, daß die Abhängigkeit der
Auffüllung vom SZA ausschließlich in die Koeffizienten
eingeht, während die Wellenlängenabhängigkeit in den Eigenvektoren
verbleibt. Durch dieses Verhalten besteht die interessante
Möglichkeit, anstelle des Einsatzes eines RING Referenz Spektrums in der DOAS
Auswertung die einzelnen Eigenvektoren zu benutzen (siehe
Abschnitt 11).
Im nächsten Schritt ist die Berechnung von ,,reiner`` Auffüllung von
FRAUNHOFERlinien mit gometran durchgeführt worden. Hierzu wurde die Gasabsorption in
der Strahlungstransportmodellierung explizit ausgeschaltet und die
Berechnung für einen SZA durchgeführt, der nicht Teil des Ensemble
war. Entsprechend wurde nach dem Konstantsetzen des Sonnenspektrum bei
der Strahlungstransportmodellierung die ,,reine`` Auffüllung von
Gasabsorptionslinien berechnet. Um untersuchen zu können, ob
- 1.
- die Separation der Auffüllung der solaren FRAUNHOFERlinien von der der
Gasabsorptionslinien gelungen ist und
- 2.
- wie beide Hauptkomponenten sich im Eigenvektorraum darstellen,
wurden die beiden Eigenvektoren mit den RING Referenz Spektren für solare FRAUNHOFERlinien
Auffüllung sowie für Gasabsorptionslinien (in beiden
Wellenlängenbereichen) verglichen. Bild 10.1 zeigt die
ersten und zweiten Eigenvektoren im Vergleich zu den RING Referenz Spektren für
die getrennten Auffüllungsprozesse.
In beiden Wellenlängenbereichen ist die Übereinstimmung der
Auffüllung von solaren FRAUNHOFERlinien mit dem ersten Eigenvektor und
Auffüllung der Gasabsorptionslinien mit dem zweiten Eigenvektor
signifikant. Der dritte Eigenvektor kann mit keinem der beiden
Auffüllungsprozeße direkt in Verbindung gebracht werden. Die
Korrelationskoeffizienten für den Vergleich des ersten Eigenvektors
mit der FRAUNHOFER Auffüllung,
, und für den Vergleich des zweiten
Eigenvektors mit der Auffüllung der Gasabsorptionslinien,
,sind in nebenstehender Tabelle zu finden und zeigen, daß die
Übereinstimmung für den NO2 - Wellenlängenbereich (iI) besser ist
für den O3 - Bereich (i). Die gute ,,visuelle`` und quantitative
Übereinstimmung zeigt, daß:
- 1.
- die erste Hauptkomponenten (1. Eigenvektor) im
wesentlichen der Auffüllung von solaren FRAUNHOFERlinien entspricht,
- 2.
- die zweite Hauptkomponente (2. Eigenvektor) relativ gut der
Auffüllung der Gasabsorptionslinien entspricht, allerdings
verbleibt eine Reststruktur durch die FRAUNHOFER Auffüllung.
Experimentaldaten
In wie weit die oben genannten Aussagen bezüglich der
Hauptkomponenten die Realität wiedergeben, kann mit einem
gemessenen Ensemble geprüft werden. Hierzu sind die fünf am iup
gemessenen RING Referenz Spektren (Abkrzg.: BRS) zum Einsatz gekommen, die bereits
in Abschnitt 9.3 beschrieben wurden.
Um eine vergleichbare Basis zwischen Experimental- und Modelldaten
(hier abgekürzt mit SRS) zu schaffen, sind die Modelldaten zunächst
auf dasselbe Wellenlängen- und SZA Gitter interpoliert und linear
skaliert worden. Nach HOTELLING Transformation beider Datensätze konnten
die ersten beiden Eigenvektoren verglichen werden. Die Korrelation
beider erster Eigenvektoren ist groß und liegt bei etwa 0.97. Der
Korrelationskoeffizient der zweiten Eigenvektoren liegt deutlich unter
dem der ersten Eigenvektoren (0.60), was auch in Abbildung
10.2 eindeutig zu erkennen ist. Trotzdem sind gewisse
Ähnlichkeiten der zweiten Hauptkomponenten vorhanden, die vermuten
lassen, daß auch in den iup RING Referenz Spektren spektrale NO2
Strukturen enthalten sind. Dabei sind verschiedene Ursprünge der
NO2 Signaturen vorstellbar:
- 1.
- Spektrale Strukturen der FRAUNHOFERlinien korrelieren mit
spektralen NO2 Signaturen. Da es sich bei dem
Wellenlängenbereich gerade um ein Auswertungsfenster für NO2
handelt, ist diese Vermutung nicht haltbar. Denn Auswertungsfenster
werden allgemein so gewählt, daß geringstmögliche Korrelation
mit anderen Parametern ausgeschlossen werden kann.
- 2.
- Zwischen der Messung für die beiden Polarisatorstellungen
(siehe Abschnitt 7) vergeht technisch bedingt eine
gewisse Zeit (Richter (1997a)), die darin resultiert, daß
sich, insbesondere bei großen SZA, der Lichtweg für beide
Polarisationsrichtungen signifikant unterscheidet: die Radianz
für beide Polarisationsebenen unterschiedliche Luftmassen
,,gesehen hat``. Es ist vorstellbar, daß diese
Unterschiede zu einer NO2 Signatur im RING Referenz Spektrum führen
können.
- 3.
- Auffüllung der Gasabsorptionslinien durch den RING Effekt.
Sofern vorhanden muß die Auffüllung der Gasabsorptionslinien in den
Experimentaldaten allerdings nicht notwendigerweise der der
Modelldaten entsprechen. Bereits in Abschnitt 7 konnte
gezeigt werden, daß nur unter relativ groben Annahmen die Messung
eines RING Referenz Spektrums im Sinne der Definition (Gleichung 8.1
oder 8.2) gilt!
Weiterhin erschweren die beiden erstgenannten Ursachen die Aussage
darüber, wie groß der Beitrag der Gasabsorptionsauffüllung in den
Experimentaldaten werden kann, da keine Trennung der Effekte möglich
ist. Lediglich eine Quantifizierung der ,,NO2-Menge`` im Ganzen
ist möglich.
Eine lt. A. Richter (A. Richter , 1998, persönliche Mitteilung ) eher insignifikante, aber
weitere mögliche Quelle für zusätzliche NO2 Spektralstrukturen
in den gemeßenen RING Referenz Spektren ist die Änderung der troposphärischen
NO2 Säule während der Messung der beiden Polarisationsebenen.
Die Hauptkomponenten als Maß für den NO2 Gehalt
Versuche, die Menge an NO2 im Experimentalensemble exemplarisch für
den Wellenlängenbereich (ii) zu quantifizieren und mit der des
Modelldatenensemble zu vergleichen, wurden ebenfalls durchgeführt.
Hierzu wurden die durch die ersten drei Eigenvektoren approximierten
RING Referenz Spektren für Experimental- und Modelldaten in zwei Summanden
zerlegt:
Der erste Summand gibt die Auffüllung der solaren FRAUNHOFERlinien
wieder, der zweite entspricht in dieser Näherung der Auffüllung der
Gasabsorptionslinien
. Hiernach wurde die Anpassung von
an NO2-Absorptionsquerschnitte vorgenommen:
s stellt einen einfachen linearen Anpassungsfaktor dar, der für
verschiedene RING Referenz Spektren als Funktion des SZA bestimmt wurde. Dieser
Ansatz setzt voraus, daß der Informationsgehalt bezüglich der NO2
Signatur ausschließlich in
konzentriert ist. Die BRS Daten
führten zu einer signifikant anderen SZA- Abhängigkeit und
Amplitude der s-Werte als für die SRS Daten. Auch die Variation
des NO2 Vertikalprofils und der Bodenalbedo für die SRS Daten
konnte keine Ähnlichkeit erzeugen. Es kann hieraus geschlossen
werden, daß die Auffüllung der Gasabsorptionslinien von NO2 nicht
die einzige Ursache für NO2 Signaturen in den BRS Daten ist. Nach
oben Beschriebenem (Bullet-2) stellen der zeitliche Versatz
zwischen den Messungen in beiden Polarisationsebenen und
grundsätzliche Definitionsunterschiede die wahrscheinlichsten Gründe
für die Unterschiede dar.
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Marco Vountas